Schon einige Male bin ich nun ergebnislos unterwegs gewesen, um in diesem Jahr die Rothirschbrunft zu fotografieren. Dabei habe ich mehrere Brunftplätze im Umkreis aufgesucht. Von mehr oder weniger Weitem konnte ich die Hirsche röhren hören, jedoch hatte ich bisher kein Glück, dass ich einen Hirsch sehen konnte und er sich im ausreichenden Fotografierlicht zeigte. Kaum konnte man Strukturen in der fahlen ersten Morgendämmerung erkennen, zog das Rotwild wieder in das Schilf oder in den Wald ein. Frustrierend für einen Fotografen.
 
 
Als ich mich heute Morgen mit meinem Freund Volker verabredete, schlichen wir noch in der Dunkelheit die Wege entlang, als wir plötzlich ganz in der Nähe ein donnerndes Röhren hörten. Sofort suchten wir uns einen Platz, an dem wir Deckung fanden und uns mit unseren Silhouetten nicht gegen den Hintergrund abhoben. Glücklicherweise kam der Wind uns entgegen – das Rotwild konnte also keine Witterung aufgenommen haben. Lediglich der Himmel hob sich kurz nach sechs Uhr von der Umgebung ab und es wurde langsam heller. Auf der vor uns liegenden Wiese konnte man bisher kein Wild sehen und es sah eher danach aus, dass dieser Tag genau so ergebnislos verlaufen würde, wie die letzten.
 
 
Ganz schwach sah ich plötzlich in einiger Entfernung Umrisse. Noch versagte der Autofokus der Kamera und manuell scharf gestellt, konnte ich durch den Sucher sehen, dass es ein kleiner Spießer war, der dort im Vorfeld irgendwo von links kommend plötzlich auf der Wiese stand. Nur einen Augenblick später tauchte vor uns urplötzlich eine große Menge Kahlwild auf. Es war ganz plötzlich lautlos aus der anderen Richtung auf die Wiese gezogen, die Leitkuh vorweg. Sodann tauchte auch der Hirsch aus dem Hintergrund schreitend auf. Schnell verlagerte ich mein Interesse zu dieser Gruppe. ISO 25.600 bei Blende f 8 und 1/200 sec Belichtungszeit, verriet mir meine Belichtungsanzeige. Vollkommen inakzeptabel für gute rauscharme Fotos! Schnell an den Einstellrädchen gedreht, kam ich alternativ auf ISO 4000 bei Blende f5,6 und einer Belichtung von 1/4 sec um nicht zu viel Rauschen mit aufs Bild zu bekommen. Bei diesen Werten darf man nur auf einen Augenblick hoffen, in dem sich die Protagonisten nicht bewegen, was sich nicht als einfach rausstellte bei einer Herde grasendem Rotwild und einem misstrauisch umherlaufendem Rothirsch. Einen Augenblick nur hielt er inne, um die Gegend nach Nebenbuhlern abzusuchen. Der Moment der Aufnahme dieses Fotos.
Daheim bemerkte ich, dass er schon einen, von einem Kampf mit einem Artgenossen lädierten Oberschenkel hat, wie auf dem Bild zu sehen ist.