Vor ein paar Tagen bekam ich den Hinweis eines Bekannten auf einen Waldohreulenschlafplatz. Nun denkt man sich sicherlich, dass dieser Schlafplatz abseits der Zivilisation oder wenigstens im Hinterhof eines dichten Nadelbaumes liegen würde, dort wo es ruhig ist, und die Eule einen seligen Tagesschlaf abhalten kann. Weit gefehlt! Man ist halt keine Eule und deshalb ist es unmöglich als Mensch zu sagen, wenn ich Eule wäre, würde ich diesen Baum als Schlafplatz aussuchen! Unter unzähligen Bäumen, die in der Umgebung stehen und hübsch aussehen, nimmt sich die Waldohreule den für den Menschen optisch unattraktivsten, der zudem noch an der unmöglichsten Stelle steht. Das sicherste Erkennungsmerkmal eines Schlafplatzes ist wohl der Eulenkot unter dem Schlafplatz auf dem Boden und Gewölle, also unverdauliche Reste der Beute, die die Eule als, wie Ćevapčići aussehende, dunkelgraue Bröckchen wieder aus würgt.

Diese Eule hatte ihren Schlafplatz in einem Wohngebiet von Einfamilienhäusern in einer Kiefer gewählt, die mit ihren Ästen über einen Bürgersteig und eine Siedlungsstraße führt. Durchfahrende Lkws mit ihren hohen Aufbauten, die die Eule um Haaresbreite streiften, störten die Eule nicht im geringsten. Ebenso die vielen Leute, die den Gehweg unter ihr benutzten und erstaunt stehen blieben, um die Eule zu beobachten. Man ist halt keine Eule, die, sucht sich ihren Schlafplatz nach ihren eigenen Kriterien aus.