Seitdem das Weibchen in der Höhle verschwunden ist, ist das Männchen damit beschäftigt, Beute zu erlegen und bleibt dann schon mal 6-7 Stunden weg. Da kann man Glück haben und erwischt ihn, wenn man morgens kommt, oder man hat Pech und sieht ihn den ganzen Tag nicht. Vor einigen Tagen hatte ich dieses Pech. Seit 7:00 Uhr saß ich und wartete auf meinem Klappsitz unter einer Fichte, die mich vor den Regenschauern, die übers Land zogen schützte.

Schön, voll benadelter Äste war sie und sicher zwanzig Meter hoch. Vom Stamm konnte man in ihr Innerstes schauen, jedoch von außen war sie dicht. Hier saß ich Stunde um Stunde und überlegte mir so einige Male, doch jetzt endlich heim zu fahren und schob diesen Gedanken immer wieder vor mir her, denn wer lange weg ist, kommt schließlich irgendwann wieder und das konnte nicht mehr lange dauern.

So vergingen die Stunden, als ich gegen Mittag ein leises Pfeifen hörte, aufsprang und einige Meter ging, um visuell die Fichte von außen abzusuchen. Das Pfeifen schien ganz nah. Leider war es ein einzelner Pfiff und nach einigen Minuten erfloglosen Absuchens, setzte ich mich wieder unter die Fichte. Da war es schon wieder! Wieder ganz nah und abermals sprang ich auf und suchte die Fichte ab und die umgrenzenden hohen Lärchen und Kiefern. Nichts!

Irgendwann hört man Geräusche die nicht da sind!

Also setzte ich mich abermals hin und lauschte. Es dauerte nicht lange, da hörte ich es und war mir sicher, der muss ganz nah sein! Ich schaute am Stamm empor und sah ihn, wie er nur anderthalb Meter über mir – ebenso im Inneren der Fichte saß und seelenruhig die angrenzenden Zweige absuchte, ab und zu hoch schaute und ab und zu einen Blick auf mich warf. Ich interessierte ihn aber keineswegs und fiel offensichtlich nicht in sein Beuteschema ;-) .

Langsam stand ich auf, ging zur Kamera und musste mich weit zurück stellen, da er unterhalb der Naheinstellgrenze des Objektivs saß. Er flog alsbald auf ein Ästchen auf Höhe meines Klappstuhls und von dort aus auf den Waldboden, wo er in den alten Tannennadeln kratzte. Dann flog er in den nächsten Baum, kommunizierte kurz mit ihr, die in der Höhle saß und flog in den Wald, wo ich ihn aus den Augen verlor.