Jeden Tag, wenn ich mich in die Natur begebe um zu fotografieren, sehe ich Seeadler, die majestätisch am Himmel ihre Bahnen ziehen. Sie in Deutschland zu fotografieren, bedarf größten Glückes, denn ihre Fluchtdistanz ist dermaßen groß, dass sie selbst mit Superteleobjektive kaum wirkungsvoll abbildbar sind. Lediglich großes Glück, eine feste, dauerhafte Ansitzhütte, beste Tarnung und Beziehungen zu Pächtern eines Grundstücks im Adlerrevier helfen dann. Doch wer hat das schon? Im Internet bin ich auf den Fotografen Marcin Nawrocki aufmerksam geworden, der in Polen Ansitzhütten im Seeadlerrevier anbietet. Im Oktoer 2015 habe ich mich also auf den Weg nach Polen gemacht und habe von der Dunkelheit bis in die Dunkelheit in einem gut getarnten Versteck angesessen. Schon die absolute Ruhe, jenseits des in Deutschland allgegenwärtigen Zivilisationslärms, war beeindruckend. Als Vorhut der Adler kommen Rabenkrähen und Elstern, die die Aufmerksamkeit der Adler auf sich ziehen. Erst nach einer ganzen Weile traut sich der erste Adler an den Luderplatz. Sehr vorsichtig checkt er die Umgebung ab. Die kleinste Bewegung und das kleinste Geräusch veranlassen ihn sofort zu flüchten. Erst wenn er nach einigen Minuten zu fressen beginnt, kann man fotografieren und er stört sich nicht mehr an dem Klicken der Verschlüsse. Nach und nach kommen dann immer mehr Adler. Ein beeindruckendes Schauspiel beginnt.