Der Raufußkauz ist ein streng nachtaktiver Vogel, der sich durch seinen großen Kopf und den großen Augen gut vom ebenso großem Steinkauz abhebt. Durch seine asymmetrisch angeordneten Ohren, ist er durch sein Gehör in der Lage viel genauer seine Beute anzupeilen.

Lebensraum

Der Raufußkauz lebt, genau wie der Sperlingskauz in reich strukturierten, einsam und abseits des Zivilisationslärms, gelegenen Nadelholzwäldern und Mischwäldern mit Altholzbestand in denen er geeignete Nisthöhlen, vor allem des größeren Schwarzspechtes findet. Er kommt in den Bereichen der Erde vor, die man als sogenannte Holarktis bezeichnet und die sich von Nordamerika bis nach Mexiko, Nord- und Mitteleuropa, bis nach Asien erstreckt und in denen Fichten und Kiefern, Birken und Buchen vorkommen und somit weiter nach Norden und Süden reicht, als das Verbreitungsgebiet des Sperlingskauzes. Das Raufußkauzmännchen ist im Gegensatz zu den Weibchen standorttreu und hat er ein passendes Revier gefunden, verbleibt er dort über Jahre, auch wenn er wegen des Mangels an Weibchen jahrelang keine Partnerin findet. Im Gegensatz zum Sperlingskauz, der seine  Nisthöhle am liebsten in Fichten oder Kiefern sucht, nimmt der Raufußkauz auch gerne die Buche oder Birke, als Brutbaum. Sperlingskauz und Raufußkauz haben also ganz ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum und oft findet man beide Arten dort. Geht man an einem Märzabend durch ein entsprechendes Habitat, kann man durchaus mit der untergehenden Sonne die Balzrufe des Sperlingskauzes hören, der sein Abendlied singt und mit dem Verschwinden der Sonne hinter dem Horizont, setzt plötzlich der Balzgesang des Raufußkauzes ein. Obwohl sich beide Arten den Lebensraum teilen, gehen sie einander zumindest aus dem Weg und haben offensichtlich voneinander getrennte Territorien. Ob der Sperlingskauz als Beute des Raufußkauzes infrage kommt, ist nicht vollends gesichert, aber durchaus möglich. Der Raufußkauz nutzt gerne Lichtungen oder den Verlauf von Wegen durch den Wald als Jagdrevier.

Tagsüber sitzt der Raufußkauz unsichtbar in den Kronen von dichten Nadelbäumen, oft dicht am Stamm angelehnt. Seine Tagessitzplätze variieren, was eine Suche nach ihm nicht einfacher macht.

Nahrung

Der Raufußkauz ernährt sich vorwiegend von Nagetieren und nur ein kleiner Teil seiner Nahrung besteht aus Vögeln oder Fledermäusen.

Fortpflanzung

Die Brutzeit kann schon Mitte März beginnen, wenn es teilweise noch sehr kalt ist und dauert ca. vier Wochen. Im relativ waldarmen Schleswig-Holstein ist der Brutbeginn maßgeblich davon abhängig, wann das standorttreue Raufußkauzmännchen ein vagabundierendes Weibchen findet und kann sich bis in den Juni hinziehen. Männchen können teilweise auch tagsüber bis etwa Mitte Juni balzend gehört werden – ein sicheres Zeichen, dass sie bisher keine Partnerin gefunden haben.

Das Raufußkauzweibchen legt zwischen 4 und 8 Eiern. Oft hat das Männchen die Höhle dem Weibchen durch hineinbringen von Mäusen bereits vorher schmackhaft gemacht. Dieses Verhalten kennen wir bereits vom Sperlingskauz und anderen Höhlenbrütern. Auch beim Raufußkauz ist das Weibchen alleinig für das Brüten, das Hudern und Füttern des Nachwuchses zuständig und das Männchen übernimmt die Beschaffung der Beute. Wenn der Brutbeginn im März stattfand, fleigen die Jungen dann, nach etwa 30-35 Tagen aus.

Anders als beim Sperlingskauz, der seine Höhle stets sauber hält, reinigt der Raufußkauz seine Höhle nicht, sodass man vor dem Höhlenbaum keinen Auswurf findet und die Jungen in einer fauligen, kotigen und mit Gewölle versetzten Jauchehöhle groß werden, in der sie sich aber wohl fühlen.

Feinde

Der größte Feind des Raufußkauzes ist der Baummarder, der auf seinen Streifzügen alle Höhlenbäume und Nistkästen absucht und Gelege und Brut zerstört. Seit Ende des Marderjagdverbots ist deren Population sprunghaft angestiegen und verhindert die Vermehrung des Raufußkauzes. Als Feind kommen aber auch alle größeren nachtaktiven Eulen in Frage, vor allem Uhu und Waldkauz, aber auch Waldohreule, Wanderfalke oder Habicht, die er duch seinen unermüdlichen Balzgesang anlockt.

Schutz

Kennzeichnung und Kartierung von Höhlenbäumen und Information der Forstbehörde. Erhaltung von naturnahen und störungsarmen Nadelholzwäldern mit genügend vorhandenem Altholzbestand, vor allem Fichte und Kiefer, aber auch Birke und Buche. Nach Möglichkeit naturnahe Bewirtschaftung des Waldes (Plenterwirtschaft). Schutz des Höhlenbaumes oder des Nistkastens beim Feststellen einer Brut gegen das Eindringen des Marders, dem größten Feind des Raufußkauzes