Im Laufe der letzten Jahre habe ich versucht, die Tierwelt rund um meinen Wohnort zu erkunden. Viele Gespräche mit Hofbesitzern, Jägern, Spaziergängern und vor allem eigene Beobachtungen, haben mir viele Tiere erschlossen, deren Existenz den meisten Menschen in ihrer Nähe nicht bewusst ist. Einige dieser Tiere kann ich schon seit Jahren an ein und demselben Ort aufsuchen. Der Eisvogel am Flüsschen, die Schleiereule in der Scheune, die Waldohreule auf dem Friedhof und das Waldkauzpaar, welches schon seit Jahren im Giebel der alten Scheune den Tag verbringt und auf all die Köpfe der Menschen hinunterschaut, die unter ihr herfahren oder gehen. Die wenigsten dieser Menschen haben den Waldkauz jemals gesehen.

Heute zum Sonnenaufgang habe ich den Friedhof besucht – nicht das ich Friedhöfe sonderlich anziehend finde, aber sie sind auch ein Ort der Ruhe, und nicht zuletzt wegen ihrer parkähnlichen Struktur der ideale Lebensraum einiger Tiere, die sich hier sehr wohlfühlen. In den dichten Koniferen haben Waldohreulen ihren idealen Ruheort, an dem sie den Tag verbringen, bevor sie bei Einbruch der Dunkelheit zur Jagd nach Mäusen zwischen den Grabsteinen und in die nähere Umgebung aufbrechen. Ihre Anwesenheit verraten sie lediglich durch ihre Ausscheidungen von Unverdaulichem, dem Gewölle und dem Schmelz, welches unter ihrem Ruhebaum zu finden ist. Erspäht man sie zwischen den dichten Zweigen, schauen sie meistens mit ihren großen orangefarbenen Augen auf einem herab. Den Publikumsverkehr kennen sie und stören sich nicht an ihm.