Vier Tage nachdem die ersten Sperlingskauze ihre sichere Höhle verlassen hatten, haben heute bei strömendem Regen die nächsten beiden den Ausflug gewagt. Nummer eins flog ziemlich geschickt einen Lärchenstamm an und von dort weiter in die sichere Fichte, aber Nummer zwei legte eine kolossale Bruchlandung hin. Zuerst flog er eine Kiefer an, krabbelte am senkrechten Stamm empor und wagte dann den 20 Meter Flug in eine noch recht kleine Lärche, deren Äste sein Gewicht nicht trugen, er überkippte, den Flügel verdrehte und dort vor Schreck und in Schockstarre rücklings, liegen blieb – das winzige Ästchen, was ihn eigentlich tragen sollte, fest im Griff. Nun lag er auf dem Rücken. Als ich ihn in fünf Metern Höhe so liegen sah, dachte ich, er hätte es nicht überlebt, denn er rührte sich nicht mehr. Sein Köpfchen hing regungslos und die Augen waren weit geöffnet. Dort lag er sicher eine halbe Stunde und erst mit dem Teleobjektiv konnte ich sehen, dass sich sein Brustkorb noch bewegte.
Im Wald war es still und wo sonst seine Geschwister stetig piepen, war von ihnen in diesem Moment nichts zu hören, als wenn sie ahnten, dass dort ein Unglück geschehen ist. Erst nach einer halben Stunde begann einer wieder zu betteln und auch das Weibchen rief. In diesem Augenblick rappelte sich der Unglückspilot zusammen und schaffte es sich auf einen Ast zu ziehen, wo er dann sicher noch eine Stunde regungslos – selbst als sich das Männchen mit Nahrung ankündigte, sitzen blieb. Gegen Mittag hatte er sich dann aber soweit berappelt, dass er flatternd immer tiefer in die sichere Lärchendickung hineinkrabbelte.